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Die Stadt- und die Landmaus

Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt. Da waren frische Erbsen, getrocknete Traubenkerne, Hafer und auch ein Stückchen Speck, wovon die Landmaus nur bei außergewöhnlichen Gelegenheiten aß.

Mit großer Genugtuung überschaute sie ihre Tafel und unterließ nicht, ihrer Freundin unablässig zuzusprechen.

Aber die Stadtmaus, durch die vielen gewohnten Leckereien verwöhnt, beroch und benagte die Speisen nur sehr wenig und stellte sich der Höflichkeit halber so, als wenn es ihr schmecke, konnte aber doch nicht umhin die Gastgeberin merken zu lassen, daß alles sehr wenig nach ihrem Geschmack gewesen sei.

"Du bist eine recht große Törin", sprach sie zu ihr, "daß du hier so kümmerlich dein Leben fristest, während du es in der Stadt so glänzend führen könntest wie ich. Gehe mit mir in die Stadt unter Menschen, dort hast du Vergnügen und Überfluß." Die Landmaus war bald entschlossen und machte sich zum Mitgehen bereit.

Schnell hatten sie die Stadt erreicht, und die Städterin führte sie nun in einen Palast, in welchem sie sich hauptsächlich aufzuhalten pflegte; sie gingen in den Speisesaal, wo sie noch die Überbleibsel eines herrlichen Abendschmauses vorfanden.

Die Stadtmaus führte ihre Freundin nun zu einem prachtvollen, mit Damast überzogenen Sessel, bat sie, Platz zu nehmen, und legte ihr von den leckeren Speisen vor. Lange nötigen ließ sich die Landmaus nicht, sondern verschlang mit Heißhunger die ihr dargereichten Leckerbissen.

Ganz entzückt war sie davon und wollte eben in Lobsprüche ausbrechen, als sich plötzlich die Flügeltüren öffneten und eine Schar Diener hereinstürzte. um die Reste des Mahles zu verzehren.

Bestürzt und zitternd flohen beide Freundinnen, und die Landmaus, unbekannt in dem großen Hause, rettete sich noch mit Mühe in eine Ecke der Stube.

Kaum hatte sich die Dienerschaft entfernt, als sie auch schon wieder hervorkroch und noch vor Schrecken zitternd zu ihrer Freundin sprach:

"Lebe wohl! Einmal und nie wieder! Lieber will ich meine ärmliche Nahrung in Frieden genießen, als hier bei den ausgesuchtesten Speisen schwelgen und stets für mein Leben fürchten müssen."

Genügsamkeit und Zufriedenheit macht glücklicher als Reichtum und Überfluß unter großen Sorgen.

Aesop (Äsop, um 600 v. Chr.)



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-


Zwei Frösche

In einem außerordentlich heißen Sommer war ein tiefer Sumpf ausgetrocknet und die Frösche, die bisherigen Bewohner desselben, mußten sich nach einem andern Wohnort umsehen.
Zwei derselben kamen auf ihrer Wanderschaft zu einem tiefen Brunnen, worin es noch Wasser gab.
"Ei! Sieh da!" rief der eine. "Warum wollen wir weitergehen? Laß uns hier hinunterhüpfen!"
"Halt!" antwortete der andere, "das Hinunterkommen ist zwar ganz leicht, aber wenn auch der Brunnen eintrocknet, wie willst du dann wieder herauskommen?"
Was dir heute nutzt, das kann dir morgen schaden, darum denke nach, bevor du handelst.

Aesop (Äsop, um 600 v. Chr.)

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Frosch im Mondschein
Pock de sitt in Maanschin un singt so schön,
Pock sitt in Maanschin, dat Gras is grön!
Morgen kumt de Hadbar mit lange Been,
Wadt rum int Water bet anne Kneen:
Pock sitt in Maanschin, dat Gras is grön,
Pock sitt in Maanschin un singt so schön!

Frosch sitzt im Mondenschein und singt so schön,
Frosch sitzt im Mondenschein, das Gras ist grün!
Morgen kommt der Storch mit langen Beinen,
Watet herum im Wasser bis an die Knie:
Frosch sitzt im Mondenschein, das Gras ist grün,
Frosch sitzt im Mondenschein und singt so schön!
Klaus Johann Groth




Das Veilchen und der Schmetterling
Ein Veilchen auf der Wiese stand
an Baches Rand und sandte ungesehen,
bei sanftem Frühlingswehen
süßen Duft durch die Luft.

Da kommt auf schwankendem Flügel
ein Schmetterling über den Hügel
und senket zur kurzen Rast
zum Veilchen sich nieder als Gast.

Schmetterling:
Ei! Veilchen! Wie du töricht bist,
zu blühen, wo niemand dein genießt!

Veilchen
Nicht ungenossen blüh ich hier,
ein Schäfer kommt gar oft zu mir
und atmet meinen Duft und spricht:
"Ein solches Blümchen fand ich nicht,
wei Veilchen du! Auf Wiesen, Auen
ist keines mehr wie du zu schauen!

Schmetterling
`s ist schöner doch, glaub meinem Wort,
zu blühn auf freier Wiese dort,
in jener bunten Blumenwelt,
als hier im dunklen Schattenzelt!

Veilchen
Hier bin ich meines Schäfers Wonne,
dort aber bleichet mich die Sonne,
und ohne Farbe, ohne Duft,
find ich zu früh dort meine Gruft,
drum blüh ich in der Einsamkeit,
wenn auch nur Einer mein sich freut.
Lenau, Nikolaus (1802-1850)



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Kleiner Tiger mit weiß
Es war im Winter, wir kamen grad heim,
es war schon sehr kalt, der Wind blies gemein.
Da standest du vor und, miautest ganz leis
ein kleiner Kater, ein Tiger mit weiß.

Du warst so lieb machtest nie was kaputt,
warst nie sauer auf uns, gerietst nie in Wut.
Zwei Jahre warst du bei uns und hast uns erfreut,
dass wir dich aufnahmen haben wir nie bereut.
Dann kam der Tag, du kamst nicht mehr heim,
das Haus war so leer, wir waren plötzlich allein.
Du warst tätowiert, hat nicht viel gebracht,
es war wohl ein Auto, sah dich nicht bei Nacht.
Du liebtest die Freiheit und zahltest den Preis,
der Preis war den Leben kleiner Tiger mit weiß.

Was aus dir wurde, das wissen wir nicht, du fehlst
uns noch immer, dein liebes Gesicht.
Dich zu vergessen, das gelingt uns nicht, für dich
in Memoriam schrieb ich dieses Gedicht.
Doch an der Regenbogenbrücke schließt sich der Kreis
dann sehen wir uns wieder kleiner Tiger mit weiß.

Für unseren geliebten Kater Willi, der vom 8.Dez. 1998 bis 23.Jan. 2001 sein Leben mit uns teilte.
Von Margot (November 2001)
http://www.miau.de/geschichten/gedicht/tiger.html

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Huhn und Eier
Eine armer Bauer hatte nur ein Huhn, aber das war seine Freude, denn es legte täglich ein Ei.
Da sprach er bei sich:
"Gutes Tierchen, wenn ich dir doppeltes Futter gebe, dann legst du mir bestimmt jeden Tag zwei Eier!"
ER tat so in seiner Unvernunft. Da wurde das Huhn fett und immer fetter und legte schließlich überhaupt nicht mehr.

Aesop (um 600 v. Chr.)
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Die Meise
Auguste, wie fast jede Nichte,
weiss wenig von Naturgeschichte.
Zu bilden sie in diesem Fache,
ist für den Onkel Ehrensache.
„Auguste“, sprach er, „glaub es mir,
die Meise ist ein nettes Tier.
Gar zierlich ist ihr Leibesbau,
auch ist sie schwarz, weiss, gelb und blau.
Hell flötet sie und klettert munter
am Strauch kopfüber und kopfunter.
Das härtste Korn verschmäht sie nicht,
sie hämmert, bis die Schale bricht.
Mohnköpfen bohrt sie mit Verstand
ein Löchlein in den Unterrand,
weil dann die Sämerei gelind
von selbst in ihren Schnabel rinnt.
Nicht immer liebt man Fastenspeisen,
der Grundsatz gilt auch für die Meisen.
Sie gucken scharf in alle Ritzen,
wo fette Käferlarven sitzen,
und fangen sonst noch Myriaden
Insekten, die dem Menschen schaden;
und hieran siehst du ausserdem,
wie weise das Natursystem.

Busch, Wilhelm (1832-1908)

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Rosengedicht
Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber goldig zart
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt' ich gar so gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb' euch all?:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.
Heine,Heinrich (1797-1856)

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Das Häslein
Unterm Schirme, tief im Tann,
hab ich heut gelegen,
durch die schweren Zweige rann
reicher Sommerregen.

Plötzlich rauscht das nasse Gras -
stille! Nicht gemuckt!
Mir zur Seite duckt
sich ein junger Has.

Dummes Häschen,
bist du blind?
Hat dein Näschen
keinen Wind?

Doch das Häschen, unbewegt,
nutzt, was ihm beschieden,
Ohren, weit zurückgelegt,
Miene, schlau zufrieden.

Ohne Atem lieg ich fast,
lass die Mücken sitzen;
still besieht mein kleiner Gast
meine Stiefelspitzen...

Um uns beide - tropf - tropf - tropf
traut eintönig Rauschen...
Auf dem Schirmdach - klopf - klopf - klopf...
Und wir lauschen... lauschen...

Wunderwürzig kommt ein Duft
durch den Wald geflogen;
Häschen schnuppert in die Luft,
fühlt sich fortgezogen;

Schiebt gemächlich seitwärts, macht
Männchen aller Ecken...
Herzlich hab ich aufgelacht
Ei, der wilde Schrecken!
Morgenstern, Christian (1871-1914)

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Der Zauberer und der Frosch
Nachdenklich schritt ein Zaubrer auf und ab:
"Was nützt denn sonst ein Zauberstab?
Es gilt ja bloß zu wünschen, nur zu handeln;
In einen Engel will ich diesen Frosch verwandeln."

Er schwang den Stock, rief "Abrada",
Und fertig stand der Engel da.
Himmlisch und hehr, beschwingt mit Flügeln,
Und länger konnt er seine Leidenschaft nicht zügeln.

Er baut ihr einen Tempel und Altar
Und bot ihr knieend Weihrauch dar.
Den Weihrauch ließ sie liegen -
Und schnappte Fliegen.

Der Zaubrer lachte: "So wars nicht gemeint.
Ein Lurch gibt keine Lerche, wie es scheint.
Wir wollen uns beeilen,
Den Frosch zu heilen."

Zum Zauberstocke griff er unverwandt.
O weh, den hatte sie verbrannt!
Was blieb ihm nun von seinen Zauberschnaken
Als mitzuquaken?
Carl Spitteler



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Der Maulwurf
In seinem Garten freudevoll
Geht hier ein Gärtner namens Knoll.
Doch seine Freudigkeit vergeht,
Ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.
Schnell eilt er fort und holt die Hacke,
Daß er den schwarzen Wühler packe.
Jetzt ist vor allem an der Zeit
Die listige Verschwiegenheit.
Aha! Schon hebt sich was im Beet,
Und Knoll erhebt sein Jagdgerät.
Schwupp! Da - und Knoll verfehlt das Ziel.
Die Hacke trennt sich von dem Stiel.
Das Instrument ist schnell geheilt;
Ein Nagel wird hineingekeilt.
Und wieder steht er ernst und krumm
Und schaut nach keiner Seite um.
Klabumm! - So krieg die Schwerenot! -
Der Nachbar schießt die Spatzen tot.
Doch immerhin und einerlei!
Ein Flintenschuß ist schnell vorbei.
Schon wieder wühlt das Ungetier.
Wart! denkt sich Knoll. Jetzt kommen wir.
Er schwingt die Hacke voller Hast -
Radatsch! - O schöner Birnenast!
Die Hacke ärgert ihn doch sehr,
Drum holt er jetzt den Spaten her.
Nun, Alter, sei gescheit und weise
Und mache leise, leise, leise!
Schnarräng! Da tönt ihm in das Ohr
Ein Bettelmusikantenchor.
Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Kaum ist's vorbei mit dem Trara,
So ist der Wühler wieder da.
Schnupp! dringt die Schaufel wie der Blitz
Dem Maulwurf unter seinen Sitz.
Und mit Hurra in einem Bogen
Wird er herauf ans Licht gezogen.
Aujau! Man setzt sich in den Rechen
Voll spitzer Stacheln, welche stechen.
Und Knoll zieht für den Augenblick
Sich schmerzlich in sich selbst zurück.
Schon hat der Maulwurf sich derweil
Ein Loch gescharrt in Angst und Eil.
Doch Knoll, der sich emporgerafft,
Beraubt ihn seiner Lebenskraft.
Da liegt der schwarze Bösewicht
Und wühlte gern und kann doch nicht;
Denn hinderlich, wie überall,
Ist hier der eigne Todesfall.
Busch, Wilhelm (1832-1908)
Doch am nächsten Tag, Hurra,
war der Lümmel wieder da.
Schwitty








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Der Kuckuck sprach mit einem Star,
Der Kuckuck sprach mit einem Star,
der aus der Stadt entflohen war.
„Was spricht man“, fing er an zu schrein,
„was spricht man in der Stadt von unsern Melodein?
Was spricht man von der Nachtigall?“
„Die ganze Stadt lobt ihre Lieder.“
„Und von der Lerche?“ rief er wieder.
„Die halbe Stadt lobt ihrer Stimme Schall.“
„Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
„Auch diese lobt man hier und dort.“
„Ich muß dich doch noch etwas fragen“:
„Was“, rief er, „spricht man denn von mir,“
„Das“, sprach der Star, „das weiß ich nicht zu sagen;
denn keine Seele red’t von dir.“
„So will ich“, fuhr er fort,
„mich an dem Undank rächen
und ewig von mir selber sprechen.
Gellert, Christian Fürchtegott (1715–1769)

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Zur Drossel sprach der Fink:
"Komm' mit liebe Drossel, komm' eilig, komm' flink!
heut' tanzen die Blumen im moosglatten Wald,
komm' mit, liebe Drossel, komm' eilig, komm' bald!

"Wir setzen uns auf die Äste,
und musizieren zum Feste
und schauen zu, wie sie tanzen, von fern,
ich habe die Blumen so gern!"

Da flogen zum Walde die zwei;
wie flogen sie eilig zum Walde, juhei!
"Frisch auf!" rief der Fink, als die Blumen er sah;
"so tanzet nun, Drossel und Fink sind da!"

Und Fink und Drossel singen,
die Blumen den Reigen schlingen,
und tanzen froh über Tal und Höh'n
Wie tanzten die Blumen so schön!

Und als der Tanz nun aus,
da flogen der Fink und die Drossel nach Haus;
die Blumen schlossen die Kelchblätter zu,
und hielten nach fröhlichem Tage nun Ruh'.

Als Fink und Drossel sich schieden,
so recht von Herzen zufrieden
da rief der lustige Fink noch von fern:
"Ich habe die Blumen so gern!"
Cornelius, Peter (1824-26.10.1874)


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Der kluge Frosch

Ein Frosch von zierlicher Gestalt
macht Weitsprungübungen am Wald.
Er ist so grün wie Chlorophyll
und verfolgt sein Lebensziel:
"Sei ein Frosch! Mit großen Sprüngen
wird dir im Leben viel gelingen."

Der zarte Frosch, vom Springen matt,
döst vor sich hin auf einem Blatt.
Da schreckt er auf: "Es klappert, horch!
Jetzt wird es ernst, das ist der Storch!"
Da wagt er den Sprung seines Lebens!
Er glückt, es war nicht vergebens!

Der Storch, er entschwindet bald.
Es herrscht wieder Frieden am Wald.
Erschöpft liegt der Frosch im Sumpf
und kostet seinen Triumph.
Er sieht sein Lebensziel bestätigt:
"Klug ist, wer sinnvoll sich betätigt."
Wolfgang Lörzer, 2001


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Die Schnecken
Rötlich dämmert es im Westen,
Und der laute Tag verklingt,
Nur daß auf den höchsten Ästen
Lieblich noch die Drossel singt.

Jetzt in dichtbelaubten Hecken,
Wo es still verborgen blieb,
Rüstet sich das Volk der Schnecken
Für den nächtlichen Betrieb.

Tastend streckt sich ihr Gehörne.
Schwach nur ist das Augenlicht.
Dennoch schon aus weiter Ferne
Wittern sie ihr Leibgericht.

Schleimig, säumig, aber stete,
Immer auf dem nächsten Pfad,
Finden sie die Gartenbeete
Mit dem schönsten Kopfsalat.

Hier vereint zu ernsten Dingen,
Bis zum Morgensonnenschein,
Nagen sie geheim und dringen
Tief ins grüne Herz hinein.

Darum braucht die Köchin Jettchen
Dieses Kraut nie ohne Arg.
Sorgsam prüft sie jedes Blättchen,
Ob sich nichts darin verbarg.

Sie hat Furcht, den Zorn zu wecken
Ihres lieben gnädgen Herrn.
Kopfsalat, vermischt mit Schnecken,
Mag der alte Kerl nicht gern.
Busch, Wilhelm (1832-1908)








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Die Frösche
Ein großer Teich war zugefroren,
die Fröschlein in der Tiefe verloren,
durften nicht ferner quaken noch springen,
versprachen sich aber im halben Traum,
fänden sie nur da oben Raum,
wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
nun ruderten sie und landeten stolz
und saßen am Ufer weit und breit
und quakten wie vor alter Zeit.
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832)


Und sollt' der Eulen ganzes Heer
Und sollt' der Eulen ganzes Heer
Am Sonnenlicht erblinden!
Noch sendet sie ihr Strahlenmeer,
Das weite Weltall um sich her
Mit Leben zu entzünden.

Doch sieh, wie sanft sich in der Luft
Die Nebel rings zerstreuen!
Sie läßt den Eulen ihre Kluft,
Dem Maulwurf seine düstre Gruft
Und will mit Licht erfreuen.

So laß, wenn deine Flammen glühn,
Nicht schrecken sie, nicht toben.
Laß, wer da fliehen kann, entfliehn!
Was blühen kann, wird durch sie blühn
Und dich als Sonne loben.

Herder, Johann Gottfried von (1744–1803)




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Die Bienenkönigin
Zwei Königssöhne gingen einmal auf Abenteuer
und gerieten in ein wildes, wüstes Leben,
so daß sie gar nicht wieder nach Hause kamen.
Der jüngste, welcher der Dummling hieß,
machte sich auf und suchte seine Brüder:
aber wie er sie endlich fand, verspotteten sie ihn,
daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wollte,
und sie zwei könnten nicht durchkommen und wären doch viel klüger.
Sie zogen alle drei miteinander fort und kamen an einen Ameisenhaufen.
Die zwei ältesten wollten ihn aufwühlen und sehen,
wie die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen
und ihre Eier forttrügen, aber der Dummling sagte:
"Laßt die Tiere in Frieden, ich leid's nicht, daß ihr sie stört."
Da gingen sie weiter und kamen an einen See,
auf dem schwammen viele viele Enten.
Die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten,
aber der Dummling ließ es nicht zu und sprach:
"Laßt die Tiere in Frieden, ich leid's nicht, daß ihr sie tötet."
Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig,
daß er am Stamm herunterlief.
Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen und die Bienen ersticken,
damit sie den Honig wegnehmen könnten.
Der Dummling hielt sie aber wieder ab und sprach:
"Laßt die Tiere in Frieden, ich leid's nicht, daß ihr sie verbrennt."

Endlich kamen die drei Brüder in ein Schloß,
wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen,
auch war kein Mensch zu sehen, und sie gingen durch alle Säle,
bis sie vor eine Tür ganz am Ende kamen, davor hingen drei Schlösser;
es war aber mitten in der Türe ein Lädlein,
dadurch konnte man in die Stube sehen.

Da sahen sie ein graues Männchen, das an einem Tisch saß.
Sie riefen es an, einmal, zweimal, aber es hörte nicht:
endlich riefen sie zum dritten mal, da stand es auf,
öffnete die Schlösser und kam heraus.
Es sprach aber kein Wort, sondern führte sie zu einem reichbesetzten Tisch;
und als sie gegessen und getrunken hatten,
brachte es einen jeglichen in sein eigenes Schlafgemach.
Am andern Morgen kam das graue Männchen zu dem ältesten,
winkte und leitete ihn zu einer steinernen Tafel,
darauf standen drei Aufgaben geschrieben,
wodurch das Schloß erlöst werden könnte.

Die erste war: in dem Wald unter dem Moos
lagen die Perlen der Königstochter, tausend an der Zahl,
die mußten aufgesucht werden,
und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte,
so ward der, der gesucht hatte, zu Stein.
Der älteste ging hin und suchte den ganzen Tag,
als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden;
es geschah, wie auf der Tafel stand, er ward in Stein verwandelt.
Am folgenden Tag unter nahm der zweite Bruder das Abenteuer:
es ging ihm aber nicht viel besser als dem ältesten;
er fand nicht mehr als zweihundert Perlen und ward zu Stein.
Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos,
es war aber so schwer, die Perlen zu finden, und ging so langsam.
Da setzte er sich auf einen Stein und weinte.
Und wie er so saß, kam der Ameisenkönig,
dem er einmal das Leben erhalten hatte, mit fünftausend Ameisen,
und es währte gar nicht lange,
so hatten die kleinen Tiere die Perlen miteinander gefunden
und auf einen Haufen getragen.

Die zweite Aufgabe aber war,
den Schlüssel zu der Schlafkammer der Königstochter aus der See zu holen.
Wie der Dummling zur See kam, schwammen die Enten,
die er einmal gerettet hatte, heran,
tauchten unter und holten den Schlüssel aus der Tiefe.

Die dritte Aufgabe aber war die schwerste,
aus den drei schlafenden Töchtern des Königs
sollte die jüngste und die liebste herausgesucht werden.
Sie glichen sich aber vollkommen und waren durch nichts verschieden,
als daß sie, bevor sie eingeschlafen waren,
verschiedene Süßigkeiten gegessen hatten, die älteste ein Stück Zucker,
die zweite ein wenig Sirup, die jüngste einen Löffel voll Honig.
Da kam die Bienenkönigin von den Bienen,
die der Dummling vor dem Feuer geschützt hatte,
und versuchte den Mund von allen dreien;
zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen hatte
und so erkannte der Königssohn die rechte.

Da war der Zauber vorbei, alles war aus dem Schlafe erlöst
und wer von Stein war, erhielt seine menschliche Gestalt wieder.
Und der Dummling vermählte sich mit der jüngsten
und liebsten und ward König nach ihres Vaters Tod;
seine zwei Brüder aber erhielten die beiden andern Schwestern.
Gebrüder Grimm



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Kleine flinke Spinne
Eine kleine flinke Spinne,
hängt am Faden an einer Rinne,
der zwischen Erde und Himmel schwebt,
gleichzeitig sie eifrig und fleißig webt.

Ich tue ihr nichts zu Leide,
hatte meine volle Freude,
bewundernd sie in aller Ruh`
und schaue der zarten Künstlerin zu.

Die Spinne im munteren Dasein lebt,
ständig ein hübsches Kunstwerk entsteht -
ob Draußen - oder Drinnen -
überall leben diese Künstlerinnen.

Grete Schicke




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Der alte Stör
Die Störe trafen zu später Stund'
zusammen auf dem Meeresgrund.

Da schwamm heran ein alter Stör
und bat die andern um Gehör.

Stockend klagte er sein Leid
über die Vergänglichkeit.

Die andern hörten die Klagen
und konnten dazu nichts sagen.

Verharrten stumm so manche Stund'
im Stimmungstief am Meeresgrund.

Der alte Stör jedoch schwamm weiter,
unbekümmert, ja fast heiter.
Autor: Wolfgang Lörzer







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