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Löwen Gifs

Die Teilung
Es hat einmal, so wird gesagt,
Der Löwe mit dem Wolf gejagt.
Da haben sie vereint erlegt
Ein Wildschwein, stark und gut gepflegt.
Doch als es ans Verteilen ging,
Dünkt das dem Wolf ein mißlich Ding.
Der Löwe sprach, "Was grübelst Du?
Glaubst Du, es geht nicht redlich zu?
Dort kommt der Fuchs, er mag entscheiden,
Was jedem zukommt von uns beiden."
"Gut', sagt der Wolf, dem solch ein Freund
Als Richter gar nicht übel scheint.
Der Löwe winkt dem Fuchs sogleich:
"Herr Doktor, da ist was für Euch.
Hier dieses jüngst erlegte Schwein,
Bedenkt es wohl, ist mein und sein.
Ich faßt es vorn, er griff es hinten;
jetzt teilt es uns, doch ohne Finten."
Der Fuchs war ein Jurist von Fach.
"Sehr einfach", sprach er, "liegt die Sach.
Das Vorderteil, ob viel ob wenig,
Erhält mit Fug und Recht der König.
Dir aber, Vetter Isegrimm,
Gebührt das Hinterteil. Da nimm!"
Bei diesem Wort trennt er genau
Das Schwänzlein hinten von der Sau.
Indes: der Wolf verschmäht die Beute,
Verneigt sich kurz und geht beiseite.
"Fuchs", sprach der Löwe, "bleibt bei mir.
Von heute ab seid Ihr Großvezier."
Wilhelm Busch
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Aesop soll angeblich im 6. Jahrhundert vor Christus gelebt haben, so dass es kaum Informationen über ihn gibt. Auch seine Fabeln gehen wohl nur auf mündliche Überlieferungen zurück.

Der Esel und der Fuchs
Ein Esel und ein Fuchs lebten lange freundschaftlich zusammen und gingen auch miteinander auf die Jagd. Auf einem ihrer Streifzüge kam ihnen ein Löwe so plötzlich in den Weg, daß der Fuchs fürchtete, er könne nicht mehr entfliehen. Da nahm er zu einer List seine Zuflucht. Mit erkünstelter Freundlichkeit sprach er zum Löwen:

"Ich fürchte nichts von dir, großmütiger König! Kann ich dir aber mit dem Fleische meines dummen Gefährten dienen, so darfst du nur befehlen."

Der Löwe versprach ihm Schonung, und der Fuchs führte den Esel in eine Grube, in der er sich fing.

Brüllend eilte nun der Löwe auf den Fuchs zu und ergriff ihn mit den Worten: "Der Esel ist mir gewiß, aber dich zerreiße ich wegen deiner Falschheit zuerst."

Den Verrat benutzt man wohl, aber den Verräter liebt man doch nicht.

Aesop



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Der Löwe und das Mäuschen
Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen.

"Verzeihe mir", flehte das Mäuschen, "meine Unvorsichtigkeit, und schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen."

Großmütig schenkte er ihr die Freiheit und sagte lächelnd zu sich, wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein.

Kurze Zeit darauf hörte das Mäuschen in seinem Loche das fürchterliche Gebrüll eines Löwen, lief neugierig dahin, von wo der Schall kam, und fand ihren Wohltäter in einem Netze gefangen. Sogleich eilte sie herzu und zernagte einige Knoten des Netzes, so daß der Löwe mit seinen Tatzen das übrige zerreißen konnte. So vergalt das Mäuschen die ihm erwiesene Großmut.

Selbst unbedeutende Menschen können bisweilen Wohltaten mit Wucher vergelten, darum behandle auch den Geringsten nicht übermütig.
Aesop


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Der Hirsch und der Löwe
Ein Hirsch, von einem Jäger bemerkt, flüchtete, geriet aber dabei in eine Höhle, in der zu seinem Unglück ein Löwe hauste. Diesem kam er gerade recht. Ohne weitere Umstände erwürgte er den Hirsch. "Oh!" rief dieser sterbend aus, "wie unglücklich sind wir, während wir dem einen Feind zu entrinnen suchen, laufen wir dem andern in die Arme."

In blinder Hast entgeht man oft einer Gefahr und kommt dabei in einer größeren um. Man muß vorne und hinten Augen haben
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Aesop


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Der Löwe und die Mücke
Eine Mücke forderte mit den übermütigsten Worten einen Löwen zum Zweikampf heraus: "Ich fürchte dich nicht, du großes Ungeheuer", rief sie ihm zu, "weil du gar keine Vorzüge vor mir hast; oder nenne sie mir, wenn du solche zu haben glaubst; etwa die, daß du deinen Raub mit Krallen zerreißest und mit Zähnen zermalmest? Jedes andere feige Tier, wenn es mit einem Tapfern kämpft, tut dasselbe, es beißt und kratzt. Du sollst aber empfinden, daß ich stärker bin als du!" Mit diesen Worten flog sie in eines seiner Nasenlöcher und stach ihn so sehr, daß er sich vor Schmerz selbst zerfleischte und sich für überwunden erklärte.

Stolz auf diesen Sieg flog die Mücke davon, um ihn aller Welt auszuposaunen, übersah aber das Gewebe einer Spinne und verfing sich in demselben. Gierig umarmte die Spinne sie und sog ihr das Heldenblut aus. Sterbend empfand die Mücke ihre Nichtigkeit, indem sie, die Besiegerin des Löwen, einem so verächtlichen Tiere, einer Spinne, erliegen mußte.
Aesop




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Der Löwe, der Fuchs und der Esel
Ein Löwe, ein Fuchs und ein Esel gingen miteinander auf die Jagd, nachdem sie vorher einiggeworden waren, den Raub ganz gleich unter sich zu verteilen. Ihre Beute war groß. Der Esel erhielt vom Löwen den Befehl zur Teilung, die er auch so gewissenhaft als möglich veranstaltete, und bat dann den Löwen, zu wählen. Allein ergrimmt zerriß ihn der Löwe und übertrug dem Fuchs eine neue Teilung. Dieser häufte alles zusammen, legte den Esel obenauf und erbat sich nur etwas Weniges für seine Mühe.

"Schön, mein Freund", sagte der Löwe, "sage mir doch, wer hat dich so schön teilen gelehrt?"

"Das Schicksal des Esels", war seine Antwort.

Unfälle des Nebenmenschen sollen uns witzigen.
Aesop


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Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd
Der Löwe, ein Schaf und andere Tiere gingen zusammen auf die Jagd. Der Löwe schwur, er wolle nach ihrer Zurückkunft alles Erbeutete mit ihnen redlich teilen. Als nun ein Hirsch in einem Sumpfe steckenblieb, wo gerade das Schaf Wache hielt, meldete dieses dem Löwen den Vorfall.

Der Löwe eilte herbei, erwürgte den Hirsch und teilte die Beute in vier gleiche Teile.

"Der erste Teil gehört mir", sagte er nun zu den Umstehenden, "weil ich der Löwe bin; der zweite, weil ich der Herzhafteste unter euch bin; den dritten müßt ihr nür als dem Stärksten überlassen, und den werde ich auf der Stelle erwürgen, welcher mir den vierten abspricht."

So behielt der Löwe den ganzen Hirsch, ohne daß es seine Jagdgenossen auch nur wagen durften, darüber zu klagen.

Mit einem starken Gewalttätigen gehe nicht gemeinschaftlich auf Geschäfte aus, er teilet immer zum Nachteil des Schwächeren.
Aesop


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Der Löwe und der Bär
Ein Fuchs war einmal auf Jagd gegangen, einen guten Bissen zu erbeuten. Er war noch nicht lange unterwegs, als er ein lautes Streiten vernahm.

Ein Bär schlug mit seinen Tatzen nach einem Löwen und fauchte ihn wütend an: "Ich war der erste beim Hirschkalb. Die Beute gehört mir, ich habe sie gefangen."

"Nein!" brüllte der Löwe zornig zurück. "Du lügst! Ich war als erster hier, und darum gehört die Beute mir." Er wehrte sich kräftig und schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach dem Fell des Bären.

Der Löwe und der Bär kämpften verbissen miteinander. Dem Fuchs erschien der Kampf endlos, denn nicht weit von ihm entfernt lag die Streitbeute, und er mußte sich zusammenreißen, daß er sich nicht gleich auf das Hirschkalb stürzte. Aber er war klug und sagte sich: "Sind die Streitenden erst erschöpft, so können sie mir nichts mehr anhaben."

Als der Bär und der Löwe nach unerbittlichem Kampf endlich kraftlos zusammenbrachen, waren sie tatsächlich nicht mehr fähig, sich zu rühren. Der Fuchs schritt an ihnen vorbei und holte sich die Beute. Er verneigte sich höflich und sagte: "Danke, meine Herren, sehr freundlich, wirklich sehr freundlich!" Lachend zog er mit dem Hirschkalb ab.
Aesop



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Der Löwe und die Ziege
Auf einem sehr steilen Felsen erblickte ein Löwe eine Ziege. "Komm doch", rief er ihr zu, "auf diese schöne fette Wiese herab, wo du die trefflichsten Gräser und Kräuter findest, während du dort oben darbest."

"Ich danke dir schön für dein Anerbieten", sprach die kluge Ziege, die wohl die Absicht des Löwen erkannte. "Dir liegt mehr an meinem Fleisch als an meinem Hunger. Hier oben bin ich vor dir sicher, während du mich dort unten sofort verschlingen würdest."

Trau, schau, wem?
Aesop

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Der Löwe, Wolf und Fuchs

Ein alter Löwe lag krank in seiner Höhle; alle Tiere besuchten ihn; nur der Fuchs zögerte. Der Wolf ergriff diese erwünschte Gelegenheit, seinem Todfeind zu schaden, und brachte die harte Klage gegen ihn vor: es sei Stolz und Verachtung, daß er seinem Herrn und König nicht den schuldigen Besuch mache.

Wie der Wolf noch so sprach, kam gerade der Fuchs dazu und vernahm aus dem Schluß der Rede, daß er verleumdet worden sei. Kaum sah er den Zorn des Löwen, als er auch schon schnell eine List bei der Hand hatte, sich zu verteidigen.

Demütig bat er den Löwen um die Erlaubnis, reden zu dürfen, und als er sie mit Mühe erhalten hatte, sprach er:

"Gibt es wohl ein Tier, das mehr um das Leben unseres großmütigen Königs besorgt wäre als ich? Kaum hatte ich Kunde von Eurer Krankheit erhalten, als ich auch schon unermüdlich nach einem Mittel suchte, Eure Gesundheit herzustellen. Glücklich habe ich es vor einer Stunde gefunden."


Bei dieser Rede legte sich der Zorn des Löwen, und er fragte schnell, was das für ein Mittel sei.

"Hülle deinen Bauch und deine Rippen", sagte der Fuchs, "in eine frisch abgezogene, noch warme Wolfshaut, so bist du wiederhergestellt."

Erfreut ließ der Löwe dem Wolf lebendig die Haut abziehen. Dies Geschäft besorgte der Fuchs selbst und raunte dem Wolf zu: "Wie du mir, so ich dir."

Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Aesop


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Der Löwe und die Mücke
Ein junger Held vom muntern Heere,
Das nur der Sonnenschein belebt,
Und das mit saugendem Gewehre
Nach Ruhm gestochner Beulen strebt,
Doch die man noch zum großen Glücke
Durch zwei Paar Strümpfe hindern kann,
Der junge Held war eine Mücke.
Hört meines Helden Taten an!

Auf ihren Kreuz- und Ritterzügen
Fand sie, entfernt von ihrer Schar,
Im Schlummer einen Löwen liegen,
Der von der Jagd entkräftet war.
Seht, Schwestern, dort den Löwen schlafen,
Schrie sie die Schwestern gaukelnd an.
Jetzt will ich hin, und will ihn strafen.
Er soll mir bluten, der Tyrann!

Sie eilt, und mit verwegnem Sprunge
Setzt sie sich auf des Königs Schwanz.
Sie sticht, und flieht mit schnellem Schwunge,
Stolz auf den sauern Lorbeerkranz.
Der Löwe will sich nicht bewegen?
Wie? ist er tot? Das heiß ich Wut!
Zu mördrisch war der Mücke Degen:
Doch sagt, ob er nicht Wunder tut?

»Ich bin es, die den Wald befreiet,
Wo seine Mordsucht sonst getobt.
Seht, Schwestern, den der Tiger scheuet,
Der stirbt! Mein Stachel sei gelobt!«
Die Schwestern jauchzen, voll Vergnügen,
Um ihre laute Siegerin.
Wie? Löwen, Löwen zu besiegen!
Wie, Schwester, kam dir das in Sinn?

»Ja, Schwestern, wagen muß man! wagen!
Ich hätt es selber nicht gedacht.
Auf! lasset uns mehr Feinde schlagen.
Der Anfang ist zu schön gemacht.«
Doch unter diesen Siegesliedern,
Da jede von Triumphen sprach,
Erwacht der matte Löwe wieder,
Und eilt erquickt dem Raube nach.

Gotthold Ephraim Lessing

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Das Karussell
Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber -

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel...

Rainer Maria Rilke

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